Elad Lapidot lehrt Jüdische Studien in Lille, Frankreich. Er lebt in Berlin. 2021 erschien Anti-Anti-Semitismus. Eine philosophische Kritik bei Matthes & Seitz.
Worum geht es? Um literarisches Wissen, Mut zur Genauigkeit, auch Schönheit, Abschweifung und Nerdiness. Texte, die ein Fenster aufmachen und – How German Is It? – mal kräftig durchlüften. Welcome to Berlin Review.
Am 29. April 1987, anlässlich des 20. Jahrestags des Sechstagekriegs, veröffentlichte David Grossman, damals ein junger 33-jähriger Autor, eines der bedeutendsten Werke, die in Israel zur palästinensischen Frage erschienen sind: Die gelbe Zeit. Ein halbes Jahr später brach die Erste Intifada aus.
Jan Assmann erforschte nicht nur Ursprungsmythen, er erzählte sie auch. Seine These vom Antisemitismus als Reaktion auf monotheistische Gewalt wurde selbst als antisemitisch kritisiert. Doch das war sie nicht, vielmehr zeigte sie das Judentum als Kern und Herausforderung der westlichen Zivilisation.
«Das Israel, an das ich mich erinnere, sieht sich selbst als säkular, liberal und demokratisch … Es ist das Israel, das gescheitert ist, das vorbei ist. Für dieses Israel war Jerusalem die Vergangenheit, Tel Aviv die Gegenwart, und die Zukunft – das war Haifa.»
Für viele ist Judith Butler – in Nachfolge Hannah Arendts – zur «passioniertesten säkularen jüdischen Kritikerin des Zionismus» im 21. Jahrhundert geworden. Wer Butlers Schriften über Israel und Palästina ernst nimmt, erkennt ein Denken der Gewaltlosigkeit, das beide Konfliktparteien herausfordert.