Klett-Cotta فبراير ٢٠٢٠ 32 € 830 pp.
div Min. 15 Jan 2025
Pushkin Press فبراير ٢٠٢٣ 28 € 637 pp.
La Tartaruga سبتمبر ٢٠٢٣ 16 € 144 pp.
Lux Éditeur أغسطس ٢٠٢٠ 16 € 232 pp.
Ich möchte mit drei unterschiedlichen Annahmen über den Faschismus und seine Darstellung in der westlichen Nachkriegskultur beginnen. Sie sollen verdeutlichen, wie Italiens Kultur und Politik – noch nie hat es seit Mussolini eine solch rechtslastige Regierung gegeben – den Faschismus zum zentralen inhaltlichen Bezugspunkt gemacht haben und wie das Schreiben durch die Prominenz des Faschismus als Entertainment und als demokratische Sorge maßgeblich verändert wurde. Unabhängig von der ideologischen Ausrichtung der Autoren, die sich an diesem Diskurs beteiligen, hat der Faschismus – so meine These – mittlerweile ihre Fähigkeit beeinträchtigt, sich auf ästhetisch überzeugende oder politisch wirksame Weise mit Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen. Dies ist noch nicht als Syndrom zu bezeichnen – eines Tages aber vielleicht schon.

Im Gegensatz zur bekannten Fixierung des Faschismus auf Männlichkeit und männliche Dominanz fällt in der heutigen Fülle faschistischer – und damit verbunden auch antifaschistischer – Tropen eine gewisse Obsession mit der weiblichen Figur auf, sei es als Komplizin, Opfer oder Heldin, sei es im Widerstand oder im häuslichen Bereich. Angesichts des Aufstiegs von Giorgia Meloni zur ersten weiblichen und zugleich rechtsextremen Regierungschefin Italiens hat diese Verschränkung von Faschismus und weiblicher Ermächtigung ein unheimliche Dimensionen angenommen.
Erste Annahme:
In seinem oft zitierten Aufsatz «Ur-Faschismus», erschienen in der New York Review of Books am 22.6.1995, denkt Umberto Eco über die Verwendung des Begriffs «faschistisch» als Schimpfwort nach:
«Und warum titulierten dreißig Jahre später linksradikale Amerikaner einen Polizisten, dem ihre Rauchergewohnheiten nicht gefielen, als fascist pig? Warum sagten sie nicht: Cagoulard pig, Falangist pig, Ustasha pig, Quisling pig, Nazi pig?»