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Rauskommen
Die Boys*:
«In der BRD gab es noch nie öffentlichen Raum
Nur Euren.
Wir kannten
Den Schrank
Jetzt meint auch ihr
Ihn zu kennen
Und jammert
Wie kindliche Adults.»
Die kindlichen Adults (Könige): «Wut meiner Verfassung
Boys*, Sie
Wollen, beschränken, entgrenzen, entthronen!»
Pththfffft.
Adorno schrieb in den 1950ern, heute, also damals, wolle kein Junge mehr Hölderlin sein. Eine gruselige Vorstellung. In den 1950ern. In Westdeutschland. Hölderlins. Außerdem: Schön wärs! Bernward Vesper? Die Boys* wollen sowas von Hölderlin sein! Und Hubert Fichte? Nicht nicht.
Die Fehleinschätzung, die die Fragilität romantischer Innerlichkeit und nicht deren Existenz beklagt, sie gab uns den Schrank, den Lisa Jay Jeschke besetzen. Auch er, selbst(bewusst) ein Klischee. Romantisch ausgeschlagen. In der Defensive. Adorno sieht Hölderlin im Schrank, Jeschke als Boy mit Sternchen. Aber die Star-Boys* und sie und Sie und ich, die wir hier alle auf Deutsch miteinander lesen, wir alle bewohnen dieselbe Romantik. Alle etwas boy*ish.
Dass die Sorge um die weiße Fragilität der Boys* heute politisch die deutsche Landschaft bestimmt, ist nur ein Grund, warum Lisas Arbeit an der Sprache unserer Transition — raus aus Boy*hood und nicht gleich wieder rein in einen anderen Volkskörper – extrem angezeigt ist. Lisas Schrankleben findet in der Provinz statt. In Deutschland ist das ganz genau überall. Und die Provinzialität, sie ist nicht nur überall im Reich, sie ist auch überall im Empire, wo Lisa (in Cambridge) eine Doktorarbeit zu J.H. Prynnes lyrischer Theatralität verfassten.
Prynne ist ein noch immer lebender, britischer Dichter, bis Anfang der 2000er Professor in Cambridge. Er formulierte seine Beziehung zur lokalen romantischen Tradition als die zu einem lyrischen Fossil, das sich staatlich und akademisch überlebt hat. Seine Poetik ist romantisch, nicht nostalgisch. In seiner Dichtung lernt man, zeitgenössische britische Lyrik zu lesen, vielleicht in derselben Art und Weise, wie man Elke Erb lesend lernt, deutsche zeitgenössische Dichterinnen zu lesen. Aus dieser und aus jener Provinz formte sich Lisas Umfeld. Mit David Grundy gründeten sie dann in London den Verlag Materials, den sie heute von München aus als Materialien weiter mitbetreiben, mit Lucy Beynon produzierten sie in der gleichen Stadt Zweipersonenstücke, mit denen es bald weitergeht (hier ein Mitschnitt auf Youtube).
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