Piper Nov. 2023 24,00 € 320 S.
Die Originalausgabe heißt schlicht: Monsters. A Fan’s Dilemma. Das ist insofern von Vorteil, als im Titel nur einer von zwei zentralen Begriffen anklingt, die das Buch weder befriedigend verwendet noch aufklären kann. Der Untertitel ist hingegen in beiden Sprachen hervorragend gewählt: Wer bislang noch keine Schwierigkeiten hatte, Künstler und Werk zu trennen, hat auf jeden Fall jetzt welche. Und das zu Recht.
Das Dilemma, auf das der englische Titel anspielt und das im Zentrum des Buches steht, betrifft die Liebe zu Kunstwerken, die von Personen geschaffen wurden, die sich abscheulich verhalten haben: Dederer beginnt mit Roman Polański, der 1977 ein dreizehnjähriges Mädchen vergewaltigte, geht über zu Woody Allen, dem von der Adoptivtochter seiner ehemaligen Partnerin Mia Farrow Missbrauch vorgeworfen wurde (bekanntlich hatte er zuvor Soon-Yi Previn, eine andere Adoptivtochter Farrows, geheiratet) und setzt sich auf den rund 300 Seiten des Buches unter anderem mit Ernest Hemingway und Pablo Picasso (absolute Arschlöcher gegenüber ihren Partnerinnen), Virginia Woolf (Antisemitismus), Joni Mitchell (extreme Egozentrik) und Raymond Carver (alkoholismusbedingtes Arschlochtum) auseinander.
Die Monster da draußen
Unangenehme bis grausame Menschen sind in der Kulturgeschichte, genau wie im Alltag, keine Mangelware. Mit rücksichtslosen Kollegen kann man bestenfalls die Zusammenarbeit beenden, den Autofahrer, der einen angefahren hat, zeigt man an, mit der Freundin, die politisch nach rechts zu driften beginnt, gerät man in Streit. Was aber fängt man mit bewunderten Kunstwerken an, die von Personen geschaffen wurden, die sich als Widerlinge entpuppen? Kann man, vielmehr: darf man das Kunstwerk lieben, auch wenn man den Künstler oder die Künstlerin eigentlich verachten müsste?
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