Sie ist die wohl größte Quelle von Missbrauch und Erniedrigung, und doch hat die Kernfamilie ihren Me-Too-Moment noch nicht erlebt. Sind Familien überall, auch in Norwegen, zur endlosen Wiederholung verdammt, wie Vigdis Hjorths neuer Roman und alle ihre markerschütternden Erzählungen nahelegen?
Mit siebzig Jahren hat Helene Bracht in Das Lieben danach eine kondensierte Bilanz jenes Lebens vorgelegt, das nach sexueller Gewalterfahrung im Kindesalter natürlich weitergehen muss. Ein Debüt, so reflexionsscharf und auch selbstkritisch, dass es die Literatur zu Missbrauch und Trauma überragt.
Seit Mesopotamia sind der Kitsch und sein Maler Odd Nerdrum zwei stille Trabanten im Werk Christian Krachts, im Schatten von Autofiktion, Zitaten und Pop. In Air sickert Nerdrums Weltmüdigkeit nun vom Cover ins eisige Herz der Erzählung. Ein Meistersang in Äolisch-Moll, und Auftakt zum Spätwerk.
Der Schwerkraft trotzen, alle Lasten abstreifen, floaten über den Trümmern des kaputten Jahrhunderts. Der Wunsch zu schweben rührt ans Existenzielle, im Leben wie im Denken – und auch in den neuen Büchern von Annett Gröschner und Joseph Vogl. Dumm nur, dass Physik und Geschichte anderes vorhaben.