en No 5 Aug. 2024
Recent novels by Jennifer Croft and Kate Briggs amp up the role of the literary translator precisely in a the moment when the machines take over. Is this a last hurrah of a heroic yet notoriously invisible profession – or does it betray an ignorance of what translators are actually doing?
en No 5 Aug. 2024 Login
«I dreaded encountering what I already knew: that I was more likely than white women or non-Black women of color to deliver a child prematurely, more likely to die from childbirth, and more likely to have my pain ignored by the medical professionals tasked with keeping me safe.»
No 5 Aug. 2024
Daniel Loicks Theorie der Gegengemeinschaften will helfen, die herrschenden Verhältnisse zu überwinden. Doch fehlt ihm ein Begriff von Herrschaft, der diese Verhältnisse systembewusst beschreibt. Seine Kritische Theorie erstarrt in Schemata von Macht und Gegenmacht, Gesellschaft und Community.
No 5 Aug. 2024
Die zeitgenössische Art World inszeniert sich als klassenlose Gesellschaft. Im abschließenden Teil seiner Kunstbetriebstrilogie erzählt Hari Kunzru – von Cool Britannia bis Corona – den Ruin dieses Milieus, in dem jede soziale Situation von der Frage ihrer Vermarktbarkeit umklammert wird.
No 5 Aug. 2024
Im Neoliberalismus verkümmerten die Glücksversprechen der Wirtschaftswunder zu einem Komplott aus Prekarität und Optimierungswut. Wie beschreibt man so ein Lebensgefühl? «Grausam optimistisch», nannte es Lauren Berlant 2011. Ein Instant Classic jüngerer Theoriebildung, jetzt auch auf Deutsch.
No 4 Juni 2024
A generation of Europeans has come of age speaking English as a lingua franca or as a professional language. What does this do to national literatures? Three novels by Colin Barrett, Veronica Raimo and Leif Randt wield subtle strategies to subvert the Anglo-American linguistic dominance.
No 4 Juni 2024
Leiser, als man vermuten konnte, hat Rainald Goetz sich von der Gegenwart entfernt. Die stützenden Männerzirkel, auf denen sein Genietum ruhte und deren Geheimwünsche er erfüllte, es gibt sie nicht mehr. Einige Passagen aus der Textsammlung wrong deuten an, dass darin auch eine Erlösung liegt.
No 4 Juni 2024
«Der Palast der Republik ist Gegenwart», behauptet eine Ausstellung im Berliner Stadtschloss. Das ist selbstredend Quatsch, denn er wurde vom nationalkonservativen Schlossneubau verdrängt. Das «Forum für Vielstimmigkeit», das das Humboldt-Forum seither sein möchte, ist eines für Geschichtsklitterei.
No 4 Juni 2024
Nach zwei wild experimentierenden lyrischen Werken jetzt ein Roman: Mit Hasenprosa buddelt sich Maren Kames als eine der gelenkigsten Stimmen in die Mitte der deutschen Gegenwartsliteratur. Wer sich von der Lektüre jedoch eine Hatz auf fixe Bedeutung erhofft, wird ohne Beute nach Hause gehen.
No 4 Juni 2024
Autobiografisches war ihm fast so zuwider wie Klerus und Bürgertum. Umso wertvoller sind Flauberts neben weiteren Skizzen lange verschollene Grabreden auf beste Freunde. Sie zeugen von seinem Hass auf die Ehe und einer Gegenutopie: Familien «im Geiste», die keine Kinder produzieren, sondern Werke.
No 4 Juni 2024
Umwelt, Klima, Frieden, alles geht dahin. Viele suchen deshalb Halt in neuen esoterischen Praktiken oder alten Erlösungsreligionen. Was sollen aber all jene tun, die das zu eskapistisch finden? Einen «säkularen Glauben» entwickeln, sagt Martin Hägglund in einem großen philosophischen Entwurf.
No 3 Mai 2024
Kunst ist politisch, aber wie genau? Im Namen ihrer Generation lassen Isabella Hammad und Yara Rodrigues Fowler Hamlet in der Westbank und Marx gegen die Militärjunta antreten. Wie gelingen Erzählungen politischer Mobilisierung? Und wen mobilisiert eine solche Literatur?
No 3 Mai 2024
«Eine Karriere als süchtiges Sex-Symbol nimmt gezwungenermaßen ein Ende. Als Schriftstellerin kann ich so langlebig sein, wie die Wissenschaft es erlaubt» – die Figuren in Almodóvars Erzählungen plaudern aus, warum der Regisseur immer auch schrieb: über Verlust, Einsamkeit, und natürlich die Mutter.
No 3 Mai 2024
Kapitalismus speist sich aus einem Verdauungsproblem: Damit er gedeiht, muss seine Ausscheidung exponentiell wachsen. Simon Schaupp analysiert unsere metabolische Misere mit den Mitteln historischer Soziologie. Bleibt die Frage, wie man die Politik aus ihrer selbstverschuldeten Verstopfung befreit.
No 3 Mai 2024
Die Superintelligenz muss warten: Bisher sind auch die besten verfügbaren KI-Chatbots nicht besser als eine beflissene, aber unzuverlässige Version unserer selbst. Zeit, sich mit ihrer Assistenz vertraut zu machen. Und das heißt: Sie kennenzulernen wie die sprunghaften Pseudomenschen, die sie sind.
No 3 Mai 2024
Uns ist sie kaum bekannt, in Mexiko eine Ikone: Als dichtende Nonne und fanatische Rationalistin sprengte Sor Juana alle Erwartungen des 17. Jahrhunderts. Eine neue Übersetzung lädt ein, die Hochbegabte bei ihrem Höhenflug zum Scheitelpunkt der Vernunft zu beobachten. Wenigstens aus «der Ferne».
No 3 Mai 2024
Die asiatischen Mächte, heißt es oft, strebten nach ökonomischer Hegemonie, nicht nach geistiger Vorherrschaft. Neue Bücher zeigen: Im Hintergrund formiert sich längst ein neues asiatisches Bewusstsein, das zwischen Revision und Revisionismus seiner Geschichte universalistische Ausgänge sucht.
No 3 Mai 2024
Eins hat Kafka vielen Klassikern voraus: Er ist ein Meme, oder hat jedenfalls Memes produziert. Die Kafka-Serie von David Schalko und Daniel Kehlmann kann Die Verwandlung entsprechend als Schattenspiel-Gimmick inszenieren. Selbst der gelangweilte Germanist muss anerkennen: Das ist rundum gelungen.
No 3 Mai 2024
Manche murren: García Márquez’ letzter, posthumer Roman über eine Frau, die Reisen ans Grab ihrer Mutter mit erotischen Abenteuern verbindet, wäre besser gar nicht erschienen. Doch weil Bücher Beziehungen sind und Vorlesen eine Art des Verabschiedens, ist unsere Autorin heilfroh, dass es anders kam.
No 2 Apr. 2024
Die Fiktion einer «Stunde Null» ließ viele Deutsche nach 1945 an ihre Besserung glauben. Frank Trentmanns Gewissensgeschichte zeigt jedoch, wie sehr das moralische Empfinden der Nachkriegsdeutschen dem der Nazideutschen entsprach – mitsamt einer Mitleidslosigkeit, die noch heutige Debatten prägt.
No 2 Apr. 2024
«Da sitzen sie alle, allein zu Hause, und schreiben sich die Seele aus dem Leib, erfahren Mutterschaft als Verlust eines Ichs, das ihnen so lieb geworden ist» – Birthe Mühlhoff seziert die Flut der Neuerscheinungen über Mutterschaft; in harten, ehrlichen, aber doch zärtlichen Worten.
+en No 2 Apr. 2024
Mohamed Kordofani gehört zu einer Kohorte junger, autodidaktischer Filmemacher aus dem Sudan. Sein Goodbye Julia lief als erster sudanesischer Film in Cannes. Gender- und klassensensibel erzählt er von der rassistischen Hierarchie zwischen Nord- und Südsudan, die das Leben von Generationen prägt.
In Goodbye Julia, the first film from Sudan to run at Cannes, Mohamed Kordofani portrays the racist hierarchy from North to South as gripping drama of domestic life. The mundane set-up encapsulates a whole society’s political fate and reveals the skill of a filmmaker who never went to film school.
No 2 Apr. 2024
Han Kang spricht leise und schreibt leise Literatur. Doch gerade damit erreicht sie Themen von äußerster Brutalität. Katharina Borchardt ist ihr mehrmals begegnet und rekonstruiert eine einzigartige literarische Werkgenese: immer nah bei den Pflanzen, an den Grenzen der Sprache und doch politisch.
No 2 Apr. 2024
Einer Mutter wird das Sorgerecht aberkannt, weil sie jetzt Sex mit anderen Frauen hat. Constance Debré macht aus diesem Trauma Autofiktion. Die Skandalisierung des Buches durch Medien und Kritik zeugt von der tiefen Verankerung heteronormativer Überzeugungen auch in progressiven Kreisen.
No 2 Apr. 2024
Carlos Fonseca gilt als Wunderkind der lateinamerikanischen Literatur. Eine Künstlerin nach dem Sprachverlust, ein gewissenhafter Anthropologe, ein Literaturprofessor als Detektiv – in seinem dritten Roman Austral treibt er sein Spiel mit den Metaebenen auf die Spitze. Zu welchem Ende?
en No 2 Apr. 2024
Germany takes pride in its memory culture. But its often self-congratulatory remembrance rituals have many blind spots. One of them is the network of international solidarity that the GDR was part of. Echos of the Brother Countries, an exhibition at HKW Berlin, allows for a closer look.
No 2 Apr. 2024
Bist du Bürgerkind und fällst hin, dann hebt dich deine Familie auf. Bist du Arbeiterkind, dann bleibst du liegen. Fien Veldmans Roman Xerox zeigt, wie sich die Klassenverhältnisse auch in der scheinbar flachen Start-up-Welt reproduzieren, ja verschärfen.
en No 2 Apr. 2024
Kids these days flock to raves as if they were the latest incarnation of transcendence, but what about the political economy that squeezes profit out of every last pocket of subculture? McKenzie Wark and Hannah Baer on raving during a pandemic, late in life, and its ambivalent politics.
No 1 Feb. 2024
Die Welt ist längst untergegangen, und wir leben im Epilog. Diese Konsequenz aus dem Anthropozän verbaut New-Weird-Literatur in subtil apokalyptischen Szenarien. Auch Bruno Pellegrino erzählt das Weltende nicht als großen Crash, sondern leise, eindringlich und mit zart schimmernder Hoffnung.
No 1 Feb. 2024
Goldene Zeitalter hätten ihn nie fasziniert, schreibt Peter Brown in seiner Autobiografie. Fast im Alleingang hat er aus der Spätantike ein respektables Forschungsthema gemacht. Den meisten gilt die Zeit um den Niedergang Roms als irrational und finster, bei ihm schillert sie in ansteckendem Licht.
No 1 Feb. 2024
Flauschige Cover, saftige Liebesgeschichten, Wohlgefühl durch Wiedererkennung. Romance-Romane stehen bei jungen Leser:innen, auf BookTok und in Bücherblogs hoch im Kurs. Doch sie sind nicht bloß heimelige Unterhaltung. Sie tragen bei zur schleichenden Verschiebung der Hierarchien des Geschmacks.
No 1 Feb. 2024
Was wäre die Welt ohne Palo Alto, Palo Alto ohne Stanford und Stanford ohne Kalifornien? Malcolm Harris’ geschickt erzählte Geschichte des kalifornischen Kapitalismus setzt alles daran, den Geniekult des Valley zu demontieren, vergisst dabei aber das Wichtigste: die Arbeitenden.
No 1 Feb. 2024
Unangenehme bis grausame Menschen sind in der Kulturgeschichte, genau wie im Alltag, keine Mangelware. Kann man, vielmehr: darf man das Kunstwerk lieben, auch wenn man den Künstler verachten muss?
No 1 Feb. 2024
In den 70ern schrieb er Heldengeschichten fürs chinesische Militär. Dann wurden die Chimären der Kindheit und Ängste der Kameraden zum Stoff seiner sprachgewaltigen Literatur. In volksnahen, wüsten Bildern beschwört Yan Liankes neuester Roman eine Genealogie der Gewalt in China von Mao bis Xi.
No 1 Feb. 2024
Radikales trans Denken nimmt die geschlechtliche Dimension von Selbstbestimmung ernster als jede andere Theorie und hat genau deshalb einen schweren Stand. Eine neue, Kurze Geschichte der Transfeindlichkeit sucht nach Wegen, trans Erfahrung jenseits von Panik und Idealisierung gerecht zu werden.
en No 1 Feb. 2024
Letters are not quite a thing of the past; as a literary device they’re perfectly alive to open some doors and keep others shut. In current works by Adam Thirlwell, Ridley Scott and Maïwenn, letters trigger different yet eerily similar gendered fantasies about who is entrusted to write them and why.
No 1 Feb. 2024
Jon Fosses Abgeschiedenheit ist Kult. Der Nobelpreisträger von 2023 zeigt sich, wenn er sich zeigt, mit Vorliebe in erhabener, schroffer, auch etwas öder Fjordlandschaft. Doch hinter dem Einsiedleridyll zieht ein betriebsames Fördernetzwerk manch einen Faden.
No 1 Feb. 2024
Prophetie mit oder ohne Puschkin. In Sergej Lebedews Erzählungen fault nicht nur das Gebälk der Lubjanka, auch die großen Fortschrittserzählungen Russlands verwesen und geben den Blick frei – auf Totengräber, Giftmischer, Geheimdienstler und noch weit seltsamere Gestalten.