+en No 3 Mai 2024
Berlin sagt gerne von sich, eine Stadt der Emigranten, Einwanderer und Expats zu sein. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass gewisse Fremdheitserfahrungen nicht wegzuintegrieren sind. Wer im Exil lebt, folgt anderen Raum- und Zeitordnungen als die Alteingesessenen – und das ist auch gut so.
Berlin as a city of émigrés and expats is one of the many clichés local politicians like to invoke when it suits their agenda. But recent months have shown that some feelings of estrangement from the local culture cannot be undone – the exile’s perception of time and place remains a different one.
+fr No 3 Mai 2024 Free
Das Schicksal der Hamas-Geiseln spaltet Israel. Netanyahu wird gedrängt, einen Befreiungsdeal zu schließen, doch gerade religiöse Zionisten lehnten dies monatelang ab. Die rabbinische Rechtsgeschichte zeigt, wie zentral die Geiselfrage für die jüdische und demokratische Identität des Landes ist.
Le sort des otages à Gaza clive la société israélienne. Netanyahu est poussé vers un accord avec le Hamas pour leur libération que la droite sioniste et religieuse a rejeté pendant des mois. Des antécédents dans le droit rabbinique démontrent : le caractère juif et démocratique du pays est en jeu.
+en No 2 Apr. 2024
Jan Assmann erforschte nicht nur Ursprungsmythen, er erzählte sie auch. Seine These vom Antisemitismus als Reaktion auf monotheistische Gewalt wurde selbst als antisemitisch kritisiert. Doch das war sie nicht, vielmehr zeigte sie das Judentum als Kern und Herausforderung der westlichen Zivilisation.
Jan Assmann, the late scholar of memory studies and a masterful narrator, claimed that antisemitism originated in response to monotheistic violence. Though his argument was itself critiqued as antisemitic, it was not. Rather, Assmann saw Judaism as the core challenge of Western civilisation.
en No 2 Apr. 2024 Free
The novel has been pillaged for a long while now. After a decade of memoirs and essays, it seemed that literary imagination had died at the hands of autofiction. With recent books by Hernan Diaz, Benjamin Labatut and Catherine Lacey, the novel strikes back – and starts stealing from nonfiction.
No 2 Apr. 2024
Elif Batumans Romane treiben ein virtuoses Spiel mit der Literaturgeschichte, und wie im echten Leben kommt es auf die Frage hinaus: Ist Schreibzeit verlorene Lebenszeit? Eine Zeit, in der das Leben erst zu sich kommt? Man muss sich entscheiden: Entweder lebt man viel, oder man schreibt viel. Oder?
Audio No 1 Feb. 2024
Krieg bedeutet Abnutzung: ungleich verteiltes Leiden und Hoffen; an der Front, in Städten unter Raketenbeschuss, im Exil und auf der Schwelle zur Rückkehr. Und über allem schwebt Angst, der Krieg könnte «zu einem rechtmäßigen Zustand» werden. Mit einer Fotostrecke und Hörfassung der Autorin.
+es Audio No 1 Feb. 2024
In Argentinien ist Inflation keine Erkrankung der Ökonomie, sondern Lebensform und kulturelle Konstante. Wer sie studiert, gelangt vom Urknall zum Volcker-Schock, vom Anarchokapitalismus zur wahnhaft kalkulierenden Einzelseele. Gibt es den graceful exit? Mit einer Hörfassung von Hanns Zischler.
En Argentina, todxs son expertxs involuntarixs de culturas inflacionarias. Así como nuestro autor que, en busca de una salida elegante, recorre un vasto terreno del Big Bang pasando por la pandemia hasta la Nueva Derecha y nos cuenta los trastornos y trances bajo la influencia de la inflación.
+en No 1 Feb. 2024
Am 29. April 1987, anlässlich des 20. Jahrestags des Sechstagekriegs, veröffentlichte David Grossman, damals ein junger 33-jähriger Autor, eines der bedeutendsten Werke, die in Israel zur palästinensischen Frage erschienen sind: Die gelbe Zeit. Ein halbes Jahr später brach die Erste Intifada aus.
On April 29, 1987, for the 20th anniversary of the Six-Day War, David Grossman, then a young 33-year-old author, published one of the most important works to have ever appeared in Israel on the Palestinian question: The Yellow Time. Six months later, the First Intifada broke out.
No 1 Feb. 2024
Die größte palästinensische Diaspora Europas lebt in Deutschland. Im politischen Diskurs kommt sie kaum vor, und das hat nicht nur tagespolitische Gründe. Der ganze Widerwille Westdeutschlands, zum Einwanderungsland zu werden, ließe sich anhand der Geistergeschichte seiner Palästinenser erzählen.