«Von Anfang an war der jugoslawische Krieg ein Krieg um Erinnerung. Bevor 1991 die ersten Schüsse fielen, gingen Geschichtsbilder und Zahlen aufeinander los, rissen das rote Sternenbanner in Stücke, deuteten neue Gräueltaten an, die aus den alten erwuchsen.»
«Nobody who really thinks about history can take politics altogether seriously», schrieb Susan Sontag. Auch nach Trumps zweitem Triumph kann man Politik nicht mehr ernst nehmen, und muss es doch umso mehr. Höchste Zeit für linke Überlebende, an eine unterschätzte Taktik anzuknüpfen: Organizing.
«I want you to panic!», forderte Greta Thunberg 2019, doch obwohl sich die Umweltkatastrophen häufen, bleibt die Angst weitgehend aus. Stattdessen entwickelt sich im globalen Norden eine Halbdistanz zum Klimanotstand, die mit einem anderen Begriff der Psychoanalyse besser beschrieben ist.
Nach Jahrhunderten der Enttäuschung, scherzte Octavio Paz im Ernst, glaube man in Mexiko nur noch an die Lotería und die Jungfrau von Guadalupe. Anstatt weiterhin Worthülsen anzubeten, sollte die Kulturwissenschaft Phänomene wie ihre Verehrung als historisch-poetische Universalien erforschen.