Essay
Mykolajiw wurde im März 2022 von russischen Truppen belagert und wird seither bombardiert. Die Verteidigung hielt, aber die Trinkwasserversorgung wurde zerstört – es fließt Salzwasser in den Leitungen. Wie es ist, wenn einer 500.000-Einwohnerstadt die Infrastruktur des täglichen Lebens wegbricht.
Memo
J.D. Vance’ Stern ging vor acht Jahren als Buchautor auf: Seine Hillbilly-Elegie galt als Schlüsseltext über die Arbeiterklasse in Trumps Amerika. Einige politische Häutungen später ist er selbst Kandidat der hard right: Zeit für einen Besuch in Middletown, Ohio, Schauplatz seines Memoirs.
Review +De
In the 80s and 90s, debates raged on how to represent atrocities like the Holocaust. Today, the internet is flooded with numbing images. Lee Yaron and Amir Tibon’s books on October 7 break through this noise with personal testimony and investigative research, revealing Israel’s torn soul.
Essay
Die amerikanische Gesellschaft verlässt sich quer durch alle Klassen und Altersstufen auf Psychopharmaka, die deutsche tut es ihr zusehends nach. Wenn Aufregung und Abwehr, Emotionen und Interessen medikamentös eingestellt sind, scheint die Psychoanalyse kaum noch mitzureden – aber das täuscht.
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«We ought to take Trump seriously, not literally», someone wisely cautioned. This applies to the entire American hard-right, whose ideological antics might soon become policy. From «White Genocide» to «The Punisher» and «The Sigma Male», the talking points of an internet subculture are about to win.
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Over the last 50 years, seeking dead women has become a strangely popular topic of novels, biographies, and autofiction—with authors often as female, white and floundering as their objects of desire. But besides the mix of undiscovered talent and morbid glamour, what are they really looking for?
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Vier Stunden dauere die Lektüre eines Buchs von Fleur Jaeggy, sagte Joseph Brodsky, aber um das Gelesene zu verarbeiten, brauche man ein Leben lang. Mit über achtzig erfährt die schweizerisch-italienische Autorin, deren Romane und Erzählungen von herber Strenge sind, eine verdiente Neuentdeckung.
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In 1972, Paul Celan wrote to Yehuda Amichai that he couldn’t imagine a world without Israel—a notion that continues to shape the Middle East conflict to this day. Shortly after the Israeli beeper attack in September, a group of scholars gathered in Tel Aviv to discuss Celan’s statement.
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Rashid Khalidis Der Hundertjährige Krieg um Palästina vertritt eine historisch-kritische Lesart des Nahostkonflikts – gegen den Mythos, der ihn als Clash zweier unvereinbarer Narrative darstellt. Was international als neues Standardwerk begrüßt wird, gerät in Deutschland unter Extremismusverdacht.
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Es scheint, Michael Lentz habe aus Gesprächen mit Grönemeyer ein Buch über Grönemeyer gemacht. Doch der Schein trügt. Statt einer Erzählung, die den Menschen hinter dem Kunstarbeiter porträtiert, wird eine staubtrockene Werkbiografie serviert, die zwischen Handbucheintrag und Harmonielehre versackt.
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Zur Berliner Spielzeiteröffnung trifft das Kraftakttheater der älteren Männer auf die Postdramatik einer jüngeren Generation, die sich weigert, das Rad der Gewalt immer weiter zu drehen. Das größere Drama spielt derweil fernab der Bühnen, wo das subventionierte Theater ums Überleben kämpft.
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Krieg, Vertreibung, Zwangsarbeit prägten Horst Bieneks frühen Jahre; später lebte er im Stil eines Kulturattachés im Speckmantel der BRD. 1.700 triefende Tagebuchseiten zeigen den oberschlesischen Autor als einen, der künstlerisch wenig zu geben wusste, aber stets davon ausging, man schulde ihm was.
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Wenn Kunst kollektive Schmerzpunkte der Gegenwart berührt, aber keinen Aufschrei provoziert: Eine nüchterne Eloge an Yael Bartanas zeitdiagnostisches Meisterwerk Farewell in Venedig, das nach Aussage der Künstlerin «eine Art Endlösung» zeigt, aber nicht die von den Deutschen imaginierte.