Friedenauer Presse Okt. 2023 18 € 130 S.
Flaubert, das ist bekannt, hielt nichts vom Autobiografischen. Autofiktionales war sein Ding nicht; über sich selbst zu schreiben, fand er geschmacklos. Als nekrophile Grabräuberin kommt sich die Leserin dann auch beim Lesen zweier Nekrologe auf den Tod seiner liebsten und engsten Freunde vor: auf Alfred Le Poittevin (3. April 1848) und Louis Bouilhet (18. Juli 1869). Über Alfreds Tod hatte Flaubert einen Tag vor Abfassen der Skizze zu Totenwache und Begräbnis an Maxime du Camp und damit einen quasi öffentlichen Brief geschrieben; auch über Bouilhets Tod schreibt er danach an du Camp. Die hier zum ersten Mal veröffentlichten Skizzen hingegen hatte Flaubert in verschlossene Umschläge wie in Leichentücher eingehüllt und mit diesem Buchstabenritual in seinem Herzen wie in «einer Nekropole» (an Elisa Schlesinger am 16. Januar 1859) begraben.
Was wir also zum Tod Alfreds und Bouilhets lesen – Flaubert nennt den ersten immer beim Vornamen, den zweiten nur beim Familiennamen –, war nicht für unsere Augen bestimmt. Flauberts Nichte Caroline, die Tochter seiner im Kindbettfieber jung verstorbenen Schwester, war Flauberts Nachlassverwalterin; erst sie hatte diese Texte transkribiert und zur Auktion gebracht. Dann waren die Skizzen, im Telegrammstil verfasst und nicht weiter ausgearbeitet, zusammen mit anderen veröffentlichten Manuskripten ersteigert worden und lange in einer Schublade liegen geblieben. Bis zum Jahr 2005, als sie vom Erben des Käufers wiederentdeckt und schließlich in einer kommentierten Ausgabe von Yvan Leclerc veröffentlicht wurden. Elisabeth Edl hat sie nun ins Deutsche übersetzt.
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