Als Agenten des israelischen Geheimdienstes Adolf Eichmann vor 64 Jahren in Argentinien fassten, war das für die westdeutsche Regierung eine schlechte Nachricht. Konrad Adenauer umwehte vor allem eine Sorge: die um den deutschen Ruf.

Auf einer Pressekonferenz vor dem Prozessbeginn in Jerusalem sagte der Kanzler, dass ihm das öffentliche Verfahren gegen Eichmann «natürlich Sorgen» bereite, und zwar wegen dem «Urteil über uns Deutsche überhaupt». Er fand, dass «hier in Deutschland selbst nationalsozialistische Deutsche an Deutschen genau dieselben Verbrechen begangen haben, wie Eichmann sie an Juden vollbracht hat». Außerdem hätten die «allermeisten Menschen, wenn sie irgendeinem jüdischen Mitbürger helfen konnten, das mit Freude getan». Zusammengefasst: Niemand half den Juden Europas lieber als die Deutschen, die selbst Opfer des Nationalsozialismus waren.

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Adenauer, unter dessen Kanzlerschaft der Prozess der Denazifizierung aufgehalten wurde, hatte Grund zur Sorge. Die meisten Altnazis hatten sich nicht wie der exponierte Eichmann nach Südamerika abgesetzt, sondern lebten in der Bundesrepublik ein unbehelligtes bürgerliches Leben. Einer von ihnen war Hans Globke, Adenauers Kanzleramtschef, der unter anderem an den Nürnberger Gesetzen mitgearbeitet hatte.

Ein paar Monate nach Adenauers Pressekonferenz gab David Ben-Gurion der Deutschen Zeitung mit Wirtschaftszeitung ein Interview, in dem er signalisierte, dass sich die deutsche Regierung keine Sorgen zu machen brauche. «Meine Ansichten über das heutige Deutschland haben sich nicht geändert», sagte Ben-Gurion. «Es gibt kein Nazideutschland mehr (…). Die Entwicklung unserer Beziehungen zum heutigen Deutschland hängt auch von den Absichten und der Politik der deutschen Regierung ab. Auf unserer Seite besteht die Bereitschaft zu engen und normalen Beziehungen und einer vollen Zusammenarbeit.»