Rowohlt Feb. 2025 25 € 256 S.
Obwohl Fernando Aramburu einer der bekanntesten Kolumnisten seines Landes ist, wollte er nie einer sein. Seine Hassliebe zur Zeitung lässt sich wie eine kuriose Fortsetzungsgeschichte auf den spanischen Meinungsseiten erzählen. Vergangenen November verkündete Aramburu abrupt seinen Abschied von Spaniens größter Tageszeitung El País, für die er gut zweieinhalb Jahre immer dienstags einen Kommentar zum Zeitgeschehen verfasst hatte. In seiner letzten Kolumne erklärte Aramburu, er habe den Glauben an sie verloren. «Ich befürchte», so der Bestsellerautor, «dass ich meiner Zeit Schritt für Schritt davongelaufen bin, dass ich sie nicht mehr verstehe und meine Ansichten mehr und mehr einem aufgespannten Regenschirm inmitten eines Orkans gleichen.»
Aramburus Weggang von El País markierte das Ende seiner zweiten Laufzeit als Kolumnist. Seine erste hatte er nur wenige Jahre zuvor bei der anderen großen spanischen Tageszeitung El Mundo angetreten. Nach dem enormen Erfolg seines 2016 erschienenen Bestsellers Patria – mit mehr als einem Dutzend wichtiger Literaturpreise, über 1,2 Millionen verkauften Exemplaren, Übersetzungen in 34 Sprachen und einer Serienverfilmung auf HBO – räumte ihm die wirtschaftsliberale El Mundo einen wöchentlichen Platz auf ihrer Rückseite frei, einen der begehrtesten Bauplätze der spanischen Medienlandschaft.
Entre coche y andén nannte Aramburu seine dortige Kolumne, «Vorsicht bei der Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante!», und schrieb jeden Sonntag über alle möglichen Themen: von Social-Media-Mobs und Smartphonesucht über den tiefen Graben zwischen Peronisten und Anti-Peronisten in Argentinien bis zum Gedenken an das erste Opfer der ETA. Die Bandbreite seiner Themen war beeindruckend, doch er hielt nicht länger als neunzehn Monate durch. Somit lässt sich für Aramburus zweites Engagement bei El País eine bescheidene Leistungssteigerung konstatieren.