Essay +en No 10 Apr. 2025
Kaum jemand betreibt anti-antisemitische Cancellings so virtuos wie der DIG-Vorsitzende und Twitter-Addict Volker Beck – zum Leidwesen auch vieler Juden. Becks Entschlossenheit und seine Historie als skandalerprobter Politprofi lassen für die Meinungsfreiheit in Deutschland nichts Gutes vermuten.
Essay +en No 10 Apr. 2025
Vom Westen kaum bemerkt, zerrissen von religiösen, ethnischen und ökonomischen Konflikten, ist der Sudan seit Jahren eine der tödlichsten Regionen der Welt. Die systematische Gewalt gegen Frauen in diesem Krieg hat eine Vorgeschichte im Sklavenhandel – und in der Familienhistorie unserer Autorin.
Essay No 10 Apr. 2025
Kubitschek, Tellkamp, Buchhaus Loschwitz, rinse & repeat. Dass Dresden die Kapitale des deutschen Rechtsintellektualismus sei, ist ein sich selbst nährender Mythos. Der wichtigste Stichwortgeber dieser Szene war und ist der Ex-SDS-Vorsitzende und provokante Zeitschriftenmacher Frank Böckelmann.
Essay en No 10 Apr. 2025
Faster than expected, the fertility rate of humankind may have fallen below the so-called replacement rate. The most alarmist responses are raised by pro-natalist white men on the right, but research suggests that their very own technological agenda is driving the decline more than any other factor.
Review +en No 10 Apr. 2025
Sie ist die wohl größte Quelle von Missbrauch und Erniedrigung, und doch hat die Kernfamilie ihren Me-Too-Moment noch nicht erlebt. Sind Familien überall, auch in Norwegen, zur endlosen Wiederholung verdammt, wie Vigdis Hjorths neuer Roman und alle ihre markerschütternden Erzählungen nahelegen?
Review No 10 Apr. 2025
Mit siebzig Jahren hat Helene Bracht in Das Lieben danach eine kondensierte Bilanz jenes Lebens vorgelegt, das nach sexueller Gewalterfahrung im Kindesalter natürlich weitergehen muss. Ein Debüt, so reflexionsscharf und auch selbstkritisch, dass es die Literatur zu Missbrauch und Trauma überragt.
Review No 10 Apr. 2025
Der Schwerkraft trotzen, alle Lasten abstreifen, floaten über den Trümmern des kaputten Jahrhunderts. Der Wunsch zu schweben rührt ans Existenzielle, im Leben wie im Denken – und auch in den neuen Büchern von Annett Gröschner und Joseph Vogl. Dumm nur, dass Physik und Geschichte anderes vorhaben.
Review No 10 Apr. 2025
Seit Mesopotamia sind der Kitsch und sein Maler Odd Nerdrum zwei stille Trabanten im Werk Christian Krachts, im Schatten von Autofiktion, Zitaten und Pop. In Air sickert Nerdrums Weltmüdigkeit nun vom Cover ins eisige Herz der Erzählung. Ein Meistersang in Äolisch-Moll, und Auftakt zum Spätwerk.
Memo +en No 10 Apr. 2025 Login
Drei Strategien gegen Faschismustendenzen kennt die liberale Demokratie: Eingemeindung, Ausgrenzung oder Repression. Keine funktioniert mehr gegen die AfD, und in den USA dreht MAGA das Tempo auf. Lesen Sie in unserem Editorial zum Reader 3, warum dem liberalen Antifaschismus die Mittel ausgehen.
Essay +en No 10 Apr. 2025
«Die Freundschaft ist weder ein objektiver noch ein intersubjektiver Bereich, ja sie bildet überhaupt keinen Bereich, sondern ist die Entfaltung einer Vertrautheit ohne ein Außen. Freundschaft – wir werden darauf zurückkommen – existiert nicht für andere, dritte Parteien.»
Memo No 10 Apr. 2025
Vor 100 Jahren amtierte in Thüringen die erste von völkischen Kräften tolerierte Landesregierung. Sie zwang das Bauhaus zum Umzug von Weimar ins noch SPD-regierte Dessau. Heute sind Kunsthochschulen wieder ein Ziel von Gängelung und Repression – und die gedankenlose politische Mitte macht mit.
Memo No 10 Apr. 2025
Ihre ersten Berlinaufenthalte führten unserer Autorin typische rassistischen Vorurteile gegen türkischstämmige Menschen vor Augen. Hier erzählt sie, wie sie zu ihrem Buch Stellvertreter der Schuld und zur Außensicht auf deutsche Erinnerungskultur kam, in der Muslimen eine präzise Rolle zukommmt.
Memo No 10 Apr. 2025 Login
«Was folgt, sind meine bescheidenen Neuigkeiten aus St. Louis. Nicht, weil ich denke, dass alles, was hier passiert, nicht ohnehin Gegenstand eurer Gespräche wäre, vielleicht auch zu viel, gemessen an der sonstigen Weltlage. Alles passiert hier so schnell, dass ich es aufschreiben muss.»
Essay No 9 März 2025
Warum wählen breite Bevölkerungsschichten faschistische Parteien, auch wenn rechte Politik ihnen schadet, ja sie verachtet? Auf diese Frage, die sich angesichts der Erfolge von Trump und AfD erneut stellt, sucht und findet die Linke seit den 30ern Antworten – zumindest in der Theorie.
Review No 9 März 2025
In den Ruinen der Sozialdemokratie klammern sich Berlin Gothic-Romane an die Versprechen aus Sexpositivity und günstigem Wohnraum. Auch Aria Abers Good Girl ist ständig im Berghain, findet jedoch in migrantischen Realitäten ein starkes Gegengewicht. Reicht das, um Berlin-Fantasien auszunüchtern?
Memo +en No 9 März 2025
Wenn der Berliner Bürgermeister die UN-Beauftragte Francesca Albanese cancelt und Scholz und Merz sich offen gegen die Verfahren internationaler Gerichte zu Israel stellen, wird klar: Nicht mehr die Sorge vor Antisemitismus motiviert die deutsche Staatsräson, sondern die Angst vor dem Völkerrecht.
Memo +en No 9 März 2025
Deutsche Außenpolitik will wertegeleitet sein und internationales Recht verteidigen, Geschäfte mit problematischen Regierungen hat man trotzdem oft und gerne gemacht. Sind die Waffenlieferungen an Israel während der Zerstörung Gazas ein besonders eklatanter Doppelstandard, oder business as usual?
Review No 9 März 2025
Im «Charlottengrad» der 1920er lebten nicht nur Nabokov und Schklowski, sondern eine halbe Million exilierter Sowjetbürger. Roman Utkins gleichnamiges Buch zeigt diese Community in ihrer ganzen existentiellen Ambivalenz – und wirft ein schillerndes Gegenlicht auf Berlins heutige Exilanten.
Review No 9 März 2025
Mit dem Narko-Musical-Thriller Emilia Pérez wollte Hollywood einen alternden weißen Regisseur und eine mexikanisch inspirierte trans Schauspielerin für ihren vermeintlichen Wagemut feiern. Nun killen rassistische Tweets von Karla Sofía Gascón die Party. Der eigentliche Skandal liegt aber woanders.
Memo No 9 März 2025
Musk und Bannon, FDP und AfD widersprechen sich nur scheinbar – eigentlich brauchen Libertäre und Völkische einander. Die einen haben nur Methoden und keine Inhalte, die anderen nur Idealbilder und keinen Plan: Ihre Koalition ist inkohärent aber schlagkräftig, ihr Ziel Disruption und Gewalt.
Review No 9 März 2025
Enzo Traversos Gaza im Auge der Geschichte beginnt mit dem Feuersturm von Hamburg 1943 und entfaltet von dort eine psychopolitische Analyse, die wie für deutsche Sensibilitäten geschrieben scheint: ein Angebot, noch einmal neu und anders über den 7.10., seine Vorgeschichte und Folgen nachzudenken.
Review No 9 März 2025
Was nützt Maschinenstürmen gegen KI, und was das Erzählen, wenn ChatGPT schon die Ghost Writer ersetzt? Im Stop-and-Go von Reflexion, Ironie und Versenkung rüttelt Jonas Lüschers Roman Verzauberte Vorbestimmung so ehrgeizig wie kaum ein anderer an der Blackbox Gegenwart. Mit den richtigen Mitteln?
Review No 9 März 2025
Miljenko Jergovićs Sarajevo Marlboro-Erzählungen erschienen noch während der 1452-tägigen Belagerung der Stadt und halfen dabei, sie zum literarischen Erinnerungsort Europas zu machen. 30 Jahre später vermittelt ein Doppelgänger-Fortsetzungs-Band den Eindruck, es hätte sich kaum was geändert.
Review No 9 März 2025
Der eine ging von Osten über die Grenze, den anderen zog es noch weiter westwärts: Thomas Brasch und Rolf Dieter Brinkmann. Ihre wieder oder erstmals herausgegebenen Texte zeugen von Krämpfen und zudringlicher Verletzlichkeit. Und einer Vergangenheit, die zur Abwechslung mal wirklich vergangen ist.
Review +pt No 9 März 2025
Würde Victor Heringer noch leben, wäre er fünf Jahre älter als Enis Maci und fünf Jahre jünger als Leif Randt. Begegnet ein europäisches Publikum dem begnadeten Schriftsteller aus Rio also ähnlich wie dieser Generation? Oder stecken wir auch beim Lesen in geopolitischer Überheblichkeit fest?
Memo No 9 März 2025
Crônicas sind Zeitkapseln, die blitzschnell von Kritik in Karikatur und Erzählung umschalten. Für die Bewusstseinsbildung in Lateinamerika sind sie so wichtig wie Landreform oder testimonio; in Brasilien schrieb Victor Heringer von 2014 bis 2017 ein paar herausragende Exemplare. Eine Auswahl
Memo No 9 März 2025
Der Triumph der evangelikalen Kirchen in Brasilien war auch ein Mediencoup. Während katholische TV-Messen wie Schlossführungen in Pantoffeln wirkten, bekam man bei den Pfingstbewegungen das Heilige Feuer in HD, uferlose Versprechen und abgefahrene Stories, «alles beruhend auf wahrer Begebenheit».
Review No 9 März 2025
«Ich hasse das Telefon», schrieb John le Carré an seinen Verleger, und auch sonst verschickte er wie manisch Briefe: an Philip Roth, Gary Oldman oder Margaret Thatcher. Eine wuchtige Ausgabe zeigt ihn auf 700 Seiten als politisch Wankelmütigen, der am liebsten zwei Dinge tat: umgarnen und absagen.
Memo No 8 Jan. 2025 Login
Mit der Online-No. 8 erscheint auch unsere zweite Druckausgabe. Besser geworden ist wenig in diesem Jahr der Unnachgiebigkeit. Warum es so schwierig geworden ist, über Geschichte und Erinnerung zu sprechen, und wie uns das an der Gegenwart scheitern lässt. Ein Editorial zu unserem zweiten Reader.
Peter Kuras Fatin Abbas Ulrich van Loyen Anna Rotkirch Natalia Lomaia Novina Göhlsdorf Wolfgang Hottner Elias Kreuzmair Tobias Haberkorn  Samir Sellami Alexander García Düttmann  Juan Garrido Wainer Stefan Aue  Laro Bogan  Anne Gräfe  Susanne Leeb Miryam Schellbach