When M., Antonio Scurati’s voluminous Mussolini novel, first appeared, Trump had just taken office and the “crisis of democracy” was on everyone’s lips. Things have only gotten darker since—yet today’s Scurati imitators treat fascism as little more than a backdrop for romance or coming-of-age.
“Why shouldn’t we fill our bellies with all sorts of different foods instead of eating the same meal over and over again? We don’t want crumbs. It is our right to refuse. I’d rather go hungry than eat what I’m forced to. If I starve, let it be by choice: I am a survivor, not a victim.”
«Die Toten lagen auf dem Acker oder im Acker, aber sie lagen in jedem Fall außerhalb der Gesellschaft. Un-Menschen, deren Sterben erst in Kauf genommen, und dann schnell vergessen wurde. Feinde der herrschenden Ordnung, weil allein der Gedanke an ihre gerechte Wut zersetzend wirkt.»
Burhan Qurbanis Kein Tier. So Wild. ist weder typisch deutsch-arabischer Gangster-Movie noch eine erbauliche Geschichte über weibliches Empowerment. Die Gewalt der Hauptfigur Rashida ist unversöhnlich und radikal – und passt gerade deshalb zum Stand der deutschen Einwanderungsgesellschaft 2025.
Ein Druck, der Blut sieden lässt, «Luft» aus CO2, ein Bodendecker aus Meteoriten-Staub, «kratzig wie Schleifpapier, toxisch wie Batteriesäure». Der Mars ist ein Meisterwerk lebensfeindlicher Bedingungen. Wie schwer muss jemand an der Erde leiden, der sich diesen Planeten zur Traumkolonie wählt?
Die Zerstörung Gazas wirft Juden in eine Identitätskrise. Bücher von Peter Beinart, Michael Sfard, Göran Rosenberg und Enzo Traverso legen Rechenschaft ab – und konfrontieren den Extremismus der Netanjahu-Koalition mit einer radikalen Alternative: den Tugend- und Weisheitslehren jüdischer Tradition.
In Mai Ishizawas The Place of Shells geschieht Paranormales, doch beim Lesen fragt man sich, ob es nicht unser normierter Blick ist, der aus der Zeit gefallen ist. Ein wundersam solitäres Romandebüt der in Deutschland lebenden Japanerin, in dem der sanfte Göttinger Sommer eine Hauptrolle spielt.
Maos Kulturrevolution und Dengs Reformkurs, «historische Mission» und Beatles-Manie, Tiananmen und die langen Schatten der Produktion: Wang Xiaobos derb-philosophische Prosa ist ein Dachsbau chinesischer Zustände – und Kult trotz Zensur. Nun gibt es sein Goldenes Zeitalter endlich auf Deutsch.
Wie kann es sein, fragt Holocaust- und Genozidforscher Omer Bartov, dass Israel, Land der Opfer, 80 Jahre nach der Shoah nahezu unbehelligt einen Völkermord an den Palästinensern begeht? Seine Erkundung der moralischen Implosion führt zu apathischen Israelis – und in einen gedankenlosen Westen.
Um Restauration und Biedermeier zu stürzen, zettelten Brandstifter wie Heine, Stirner und Gutzkow einen Guerrillakrieg der Ideen an. Wie organisierten sie den Gedankenschmuggel? Und was konnten sie ausrichten gegen die preußische Ober-Censur und ihre Rotstift-Armee aus Pfarrern und Gymnasiallehrern?
«Menschen, die Grenzen nicht verachteten, hätten keinen Pioniergeist, sagte Elon Musk. Dieser Satz wird mich nicht verlassen, nicht die Sätze werden mich verlassen.» Eine Erzählung über das Leben in Duldung, das Menschen zum Verharren an Orten zwingt, an denen sie nicht bleiben dürfen.
Nach der Pandemie sollte doch alles besser werden. Wenn die Erkrankten genauso schlimm dran sind wie zuvor und Care die prekärste Arbeit von allen bleibt, wird diese Misere dann jetzt wenigstens präziser dargestellt? Filme von Petra Volpe, Philipp Döring und die Serie KRANK zeigen: teils teils.
Millionenmal verkauft, bepreist und genetflixt: In Spanien gilt Fernando Aramburu als Koryphäe und prägt mit staatstragenden Thesen die Baskenland-Debatte. Sein neuer Roman ist wieder mehr Literatur und weniger Meinungsjournalismus – eine willkommene Abwechslung vom kolumnengetränkten Erfolgsrezept.
Nach der «Mentalarchäologie» unserer Traumwelt und der Rettung der zwei Geschlechter nun also «die» Philosophie der Musik. In bester Gesellschaft hätte Christoph Türcke über sein Thema nachdenken können, entschieden hat er sich für den Alleingang zum Gipfel des Absoluten. Too bad.
Much of Trump’s crude tariff policy stems from economist Stephen Miran, whose User’s Guide to global trade wants to structurally devalue the US dollar. But his hands are tied: shadow banks provide much of the world’s USD supply, and squeezing them too hard would crash the financial economy.
Auch die Deutschen seien am 8. Mai 1945 vom Nationalsozialismus befreit worden, behauptete Bundespräsident Weizsäcker vor vierzig Jahren. Die so eingeleitete Erinnerungskultur scheitert heute an der Realität. Eine Widerrede zu Ehren der «Displaced Persons» und aller, die ihrer Befreiung noch harren.
Mit seiner Executive Order zur Geschlechterbinarität will Trump die «biologische Wahrheit» zurück in die Hände des Staates legen. Und sein transfeindliches Dekret dient einem noch höheren Ziel: der Selbstermächtigung einer Regierung, die progressive Gesetze einkassiert und den Rechtssaat aushebelt.
«Sonny, das Wiesel, hatte jedes Mal etwas anzubieten, einen Toaster in Originalverpackung, einen Satz Sportfelgen, einen schweren Kunstkatalog, der noch eingeschweißt war» — ein Ode an Berliner Glücksritter und Spielsüchtige, illustriert von der Fotoserie «Golden Age» aus unserem dritten Reader.
Kein Tag ohne neues Erstaunen über den herankriechenden Faschismus, der sich in Trumps Deportationen, dem Genozid in Gaza, aber auch im hot boredom der Kunst manifestiert. Gibt es wirklich keine Alternative zur liberalen Distanznahme, die all das wie ein irrsinniges Theaterstück beschreibt?
Die schädlichsten Gründungsmythen brauchen gar keine Menschen: Fossilien sind ihnen lieber. Gegen den Yuval-Harari-Trend erzählen Stefanos Geroulanos und Caroline Winterer die Entstehung der Vor- und Frühgeschichte im 19. Jahrhundert als akademisch-imperiale, stets zur Ausrottung aufgelegte Mission.
Ist Taiwan, ein Staat mit heißlaufenden Chipfabriken, kaum Einwanderung, niedrigen Steuern und der Todesstrafe auf schwere Vergehen, ein Traumland für Libertäre? Notizen von einer seit Jahrhunderten antikolonialen Insel am Vorabend der Invasion, die vielleicht niemals kommen wird.
Kaum jemand betreibt anti-antisemitische Cancellings so virtuos wie der DIG-Vorsitzende und Twitter-Addict Volker Beck – zum Leidwesen auch vieler Juden. Becks Entschlossenheit und seine Historie als skandalerprobter Politprofi lassen für die Meinungsfreiheit in Deutschland nichts Gutes vermuten.
Vom Westen kaum bemerkt, zerrissen von religiösen, ethnischen und ökonomischen Konflikten, ist der Sudan seit Jahren eine der tödlichsten Regionen der Welt. Die systematische Gewalt gegen Frauen in diesem Krieg hat eine Vorgeschichte im Sklavenhandel – und in der Familienhistorie unserer Autorin.
Kubitschek, Tellkamp, Buchhaus Loschwitz, rinse & repeat. Dass Dresden die Kapitale des deutschen Rechtsintellektualismus sei, ist ein sich selbst nährender Mythos. Der wichtigste Stichwortgeber dieser Szene war und ist der Ex-SDS-Vorsitzende und provokante Zeitschriftenmacher Frank Böckelmann.
Faster than expected, the fertility rate of humankind may have fallen below the so-called replacement rate. The most alarmist responses are raised by pro-natalist white men on the right, but research suggests that their very own technological agenda is driving the decline more than any other factor.
Sie ist die wohl größte Quelle von Missbrauch und Erniedrigung, und doch hat die Kernfamilie ihren Me-Too-Moment noch nicht erlebt. Sind Familien überall, auch in Norwegen, zur endlosen Wiederholung verdammt, wie Vigdis Hjorths neuer Roman und alle ihre markerschütternden Erzählungen nahelegen?
Mit siebzig Jahren hat Helene Bracht in Das Lieben danach eine kondensierte Bilanz jenes Lebens vorgelegt, das nach sexueller Gewalterfahrung im Kindesalter natürlich weitergehen muss. Ein Debüt, so reflexionsscharf und auch selbstkritisch, dass es die Literatur zu Missbrauch und Trauma überragt.
Der Schwerkraft trotzen, alle Lasten abstreifen, floaten über den Trümmern des kaputten Jahrhunderts. Der Wunsch zu schweben rührt ans Existenzielle, im Leben wie im Denken – und auch in den neuen Büchern von Annett Gröschner und Joseph Vogl. Dumm nur, dass Physik und Geschichte anderes vorhaben.
Seit Mesopotamia sind der Kitsch und sein Maler Odd Nerdrum zwei stille Trabanten im Werk Christian Krachts, im Schatten von Autofiktion, Zitaten und Pop. In Air sickert Nerdrums Weltmüdigkeit nun vom Cover ins eisige Herz der Erzählung. Ein Meistersang in Äolisch-Moll, und Auftakt zum Spätwerk.
Drei Strategien gegen Faschismustendenzen kennt die liberale Demokratie: Eingemeindung, Ausgrenzung oder Repression. Keine funktioniert mehr gegen die AfD, und in den USA dreht MAGA das Tempo auf. Lesen Sie in unserem Editorial zum Reader 3, warum dem liberalen Antifaschismus die Mittel ausgehen.
«Die Freundschaft ist weder ein objektiver noch ein intersubjektiver Bereich, ja sie bildet überhaupt keinen Bereich, sondern ist die Entfaltung einer Vertrautheit ohne ein Außen. Freundschaft – wir werden darauf zurückkommen – existiert nicht für andere, dritte Parteien.»
Vor 100 Jahren amtierte in Thüringen die erste von völkischen Kräften tolerierte Landesregierung. Sie zwang das Bauhaus zum Umzug von Weimar ins noch SPD-regierte Dessau. Heute sind Kunsthochschulen wieder ein Ziel von Gängelung und Repression – und die gedankenlose politische Mitte macht mit.
Ihre ersten Berlinaufenthalte führten unserer Autorin typische rassistischen Vorurteile gegen türkischstämmige Menschen vor Augen. Hier erzählt sie, wie sie zu ihrem Buch Stellvertreter der Schuld und zur Außensicht auf deutsche Erinnerungskultur kam, in der Muslimen eine präzise Rolle zukommmt.
«Was folgt, sind meine bescheidenen Neuigkeiten aus St. Louis. Nicht, weil ich denke, dass alles, was hier passiert, nicht ohnehin Gegenstand eurer Gespräche wäre, vielleicht auch zu viel, gemessen an der sonstigen Weltlage. Alles passiert hier so schnell, dass ich es aufschreiben muss.»