«Was für eine absolut niederschmetternde Situation: In all den Jahren, in denen ich mir diese Bücher nach und nach angeschafft hatte, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass ich einmal zwischen ihnen und Brot für meine Kinder würde wählen müssen.»
«The ugliness of it was devastating. In all the years I’d spent amassing my modest library, it had never occurred to me that I might one day have to weigh a book against a piece of bread for my children.»
«إطعام الصغار الآن أهم من القراءة لهم، انتابتني مشاعر هي خليط من الألم والحسرة وشعرت بفظاعة المسألة التي تجعلني مضطر للتعاطي مع فكرة بهذا
الشكل، حيث لم يخطر على ذهني عبر سنوات طويلة اقتنيت خلالها هذه الكتب وكوّنت فيها المكتبة، أن وقتاً ما سيأتي ليضع خبز الصغار مقابل الكتب في المكتب.»
الشكل، حيث لم يخطر على ذهني عبر سنوات طويلة اقتنيت خلالها هذه الكتب وكوّنت فيها المكتبة، أن وقتاً ما سيأتي ليضع خبز الصغار مقابل الكتب في المكتب.»
Für viele ist Judith Butler – in Nachfolge Hannah Arendts – zur «passioniertesten säkularen jüdischen Kritikerin des Zionismus» im 21. Jahrhundert geworden. Wer Butlers Schriften über Israel und Palästina ernst nimmt, erkennt ein Denken der Gewaltlosigkeit, das beide Konfliktparteien herausfordert.
Judith Butler has become for many—borrowing her own words on Hannah Arendt—the «most avid secular Jewish critic of Zionism» in the 21st century. An engagement with their actual writing on Palestine reveals a subtle, non-violent position that presents a challenge to both Israelis and Palestinians.
«Die ‹echte Gefahr› geht von Raketen aus, heißt es, und hier kommt die Zwei-Wände-Regel zum Tragen: Immer zwei Wände müssen es sein, die einen vom Einschlagsort trennen. Das erklärt, warum die Menschen in den Gängen auf Entwarnung warten. Für den Weg bis in den Bunker kommen die Raketen zu schnell.»
«O ‹perigo real› vem dos mísseis, e, com ele, a regra das duas paredes: você sempre deve ter duas paredes te separando de um possível ataque. Daí porque, muitos correm aos corredores de seus prédios para esperar o fim do perigo. Mísseis vêm rápido demais para se correr aos abrigos.»
Der Ukraine gehen die Soldaten aus, und die neuen Mobilisierungsgesetze bringen Hunderttausende in schreckliche Dilemmata. An einem höllischen Ort zwischen Nicht-siegen-und-nicht-verlieren-können wird das Land, und werden besonders seine Männer, im Abwehrkampf gegen Russland zerrieben.
«Nobody who really thinks about history can take politics altogether seriously», schrieb Susan Sontag. Auch nach Trumps zweitem Triumph kann man Politik nicht mehr ernst nehmen, und muss es doch umso mehr. Höchste Zeit für linke Überlebende, an eine unterschätzte Taktik anzuknüpfen: Organizing.
«Von Anfang an war der jugoslawische Krieg ein Krieg um Erinnerung. Bevor 1991 die ersten Schüsse fielen, gingen Geschichtsbilder und Zahlen aufeinander los, rissen das rote Sternenbanner in Stücke, deuteten neue Gräueltaten an, die aus den alten erwuchsen.»
«I want you to panic!», forderte Greta Thunberg 2019, doch obwohl sich die Umweltkatastrophen häufen, bleibt die Angst weitgehend aus. Stattdessen entwickelt sich im globalen Norden eine Halbdistanz zum Klimanotstand, die mit einem anderen Begriff der Psychoanalyse besser beschrieben ist.
Neue Bücher von Enis Maci mit Pascal Richmann, von Philipp Simon und Bettina Balàka durchleuchten das toxische Verhältnis von Mensch und Natur. Die war immer auch menschengemacht, klar – neuere emergente Phänomene lassen aber zweifeln, ob Menschen wirklich die Masterintelligenzen des Planeten sind.
Mit 97 überlebt Leni Riefenstahl einen Hubschrauberabsturz im Sudan – eine weitere Survivor-Story in ihrem an Heldengeschichten reichen Leben. In Andreas Veiels Doku Riefenstahl sind es nicht die kleinen Fehler, die R.s Lebenslügen aufdecken. Es ist die archivarische Sammelwut der Autorin selbst.
A 97 anni suonati, Leni Riefenstahl sopravvive un incidente d’elicottero in Sudan, fratturandosi un paio di costole. Ma è davvero l’eroina imbattibile che ha voluto far credere? Il documentario di Andreas Veiel rivela una figura che scricchiola, tra impostura spudorata e fragilità mai ammesse.
Mit der Online-No. 8 erscheint auch unsere zweite Druckausgabe. Besser geworden ist wenig in diesem Jahr der Unnachgiebigkeit. Warum es so schwierig geworden ist, über Geschichte und Erinnerung zu sprechen, und wie uns das an der Gegenwart scheitern lässt. Ein Editorial zu unserem zweiten Reader.
Ist Insomnia der tragische Ursprung umwerfender Kunst? Die ganze Kulturgeschichte scheint das beweisen zu wollen, aber die Fotografien von Rebekka Deubner und ein brasilianisches Verb erzählen eine andere Geschichte: Wie man aus der Welt fällt, ohne sie zu verlassen; kentert, ohne zu sinken.
Kamel Daoud, Gewinner des Prix Goncourt 2024, gilt in Frankreich als maßgebliche Stimme des intellektuellen Algerien und Experte für koloniale Vergangenheit, Islamismus und Einwanderung. Sein Roman Houris behandelt den algerischen Bürgerkrieg der 1990er – und lässt einige historische Lücken.
Kamel Daoud s’est imposé comme principal écrivain algérien en France, expert recherché pour tout ce qui est du passé colonial, de l’islamisme et de l’immigration. Son roman Houris, lauréat du Prix Goncourt 2024, traite de la guerre civile algérienne – avec quelques omissions historiques.
Nach Jahrhunderten der Enttäuschung, scherzte Octavio Paz im Ernst, glaube man in Mexiko nur noch an die Lotería und die Jungfrau von Guadalupe. Anstatt weiterhin Worthülsen anzubeten, sollte die Kulturwissenschaft Phänomene wie ihre Verehrung als historisch-poetische Universalien erforschen.
«Erlauben Sie mir noch diese Analogie: Anders als Charon, der die Seelen mit einem Boot über den Fluss Lethe ins Reich der Toten übersetzt, übersetzt oder bringt das Schreiben in umgekehrter Richtung die Seelen der Toten ins Reich der lebenden Lesenden zurück.»
«Which comes first – writing or translation? The answer seems obvious; you can’t translate something that’s not yet written – although I have often wished this were possible. My translators and I have joked about this, with me telling them: ‹you go ahead and translate, I’ll write it afterwards.›»
Wie mittelmäßig darf, soll, muss ein Universitätspräsident sein? Geht es nach dem Mann, der ausgerechnet einer Universität der Künste die Kunst austreiben will, nicht mittelmäßig genug. Ein Bericht und eine Meditation – über einen, der einschüchtert, weil er sich selber hat einschüchtern lassen.
What the Eiffel Tower is to Paris and Linzer Torte to Linz, Sally Rooney and Rachel Cusk are to the novel—to meet the standard they have set themselves, they must exceed it. As their newest books have missed that mark, should we read them as rebellions against normality? Or did they simply fail?
Schon vor 1900 lieferte Mannesmann Pipelines nach Sibirien. Was für die BRD zu lukrativen Energieimporten führte, hat in Russland kolonialistische Auswirkungen bis heute. Matteo Sciannas Sonderzug nach Moskau erzählt die deutsch-russische Energiesymbiose, übersieht aber ihren kolonialen Aspekt.